I. Herr August Puckellonder war ein Architect höchst sonderbar. Nicht daß ich meine die Figur - Dinge persönlicher Natur - hier zu erwähnen - oder so - das fände ich gemein und roh. II. Wer ihn zu sehn begierig ist, der gehe, was nicht schwierig ist, in sein Büro, vielleicht um eins, bestell ein Schloß, vielleicht auch keins, vielleicht erst mal ein Himmelbett ein'n Stiefelknecht, ein Bücherbrett, Herrn Puckellonders Kunstgenie erschafft auch das, wie sonsten nie. III. Wem sein gesamtes Mobiliar nicht so wie seine Seele war: Wer sich mit seinem Bett gezankt, wer sich für sein Büffet bedankt, vor grünem Plüsch erzittert bass, vor rotem tief verbittert, daß bei Perlen oder Kreuzstich er albbedrückt brüllt nächtiglich - kurz, diesen ist der Mann ein Gott, den Kreuzstichgläubigen ein Spott. IV. Doch was ich hier berichten will, und was ich hier bedichten will, ist, wie der hochberühmte Mann, der mehr als Van de Velde kann: der es fein tiftelig versteht daß er [ein] seelisches Porträt von einem Urinator späht -- wie dieser Geist im zagen Leib sich blindlings tastete zum Weib. V. Es gibt in Bayern eine Stadt, die Kunst und Bier wie keine hat. In diese kam als junger Mann Herr August Puckellonder an. Er wohnte dicht am grünen Park besitzend vierzigtausend Mark. Er hatte diese nicht erworben, sein guter Vater war gestorben. VI. Herr August Puckellonder war damals bereits schon sonderbar: der dunkle Trieb erregte ihn im Dämmern durch die Stadt zu ziehn. Held Eros spornt ihn vorn im Trab, St. Anton zupft von hinten ab; die Hose bauscht in Zuversicht, der Schoßrock hinten hängt so schlicht - so kehrt er in sein Atelier zum Abendtee, stets tête sans têt. VII. Doch endlich trifft ihn eine Maid in einem keusch gestärkten Kleid, die wußte gleich mit ihm Bescheid. Sie war nicht schön, sie war nicht jung, (es war ja in der Dämmerung). Die klagte ihm, ihr trautes Heim sei wie ihr Herz aus Rand und Leim. VIII. Herr August Puckellonders dunkler Trieb verkehrt sich prompt in Menschenlieb. Die Mutter war ihr sterbenskrank, Papa war flüchtig, Gott seidank! Der Onkel, der dem Vater glich, erwartete Verhaftung sich - Denn er ernährte die Familie, die kranke Mutter und Ottilie. Ottilie ging nicht auf "talon." Nein! Lieber sprang sie vom Balkon! Herr Puckellonder half da aus mit an die kühlen dreissigtaus. IX. Jetzt aber ward es sternenklar: Ottilie war auch sonderbar: Nachtnächtig fuhr sie viel spaziern mit Civilisten und Offiziern - ihr Kleid war nicht mehr keusch gestärkt (selbst Puckellonder hat's bemerkt). Der wollte grade jetzt beginn'n, die auffinanzte Maid zu minn'n -- das Künstlerhochgefühl - au Backe! stand kerzensteif zur Frontattacke! Da half kein Zier'n, half kein Genier'n, und fand sich nichts zu attackier'n! X. Grad pürschend wollend in die Bresche verflüchtigt sich die neckisch-fesche Ottilie, finanziell gestärkt -- (selbst Puckellonder hat's bemerkt). Nun fing er an zu überlegen wieso - warum - weshalb - weswegen? zu speculirn zu sontisiern zu simulirn zu fintisirn ein problematscher Akt der Seele wie der, war ohne Parallele! Er exclusiv war so bescheert -- das war die dreissigtausend wert. XI. Mit zugespitzter Spürernäse schwingt er sich auf die Seelenchäse: "Warum bin ich kein Hasser nicht? Warum bin ich kein Prasser nicht? Warum ist es mir nicht gegeben Warum lass' ich Ottilen nicht verhaften von dem Amtsgericht? Doch findet dieser Akt mir die verwickelte Maschinerie der Seele, die's geschehen ließ? War sie berechnenden Genies? War's meine Eselei, war die's? XII. Ist sie zu tadeln, ist sie blind? bin ich tollkühn, wie Männer sind? Das Weib ist fleischlicher Natur, die Seele reizt es keine Spur! Hat nicht das Mädchen gründlich recht? Sie ist anbetungswürdig echt! Ottilie du! Weib primitiv, nicht schlecht! In Schönheit lächle ich Verzicht, Du liebtest, kanntest mich ja nicht! Hätt'st du gewartet, glaubend an den Glanz -- Pah! du bist die Betrogne, ganz!" spricht tiefe, tiefe Obsevanz. XIII. Nach dieser Lustbarkeitsselbststeuer (Psychologie in Praxis teuer) ward er noch schüchterner, noch scheuer! Doch kommt's auch hier, vom ersten Kuß zum unoriginellen Schluß. Wer zweifelnd spottet wird sich irr'n, beweisend Mangel an Gehirn: Er küßte mich ekstatisch auf die Stirn! XIV. Dies gab mir Rätsel über Rätsel -- (ich war ja noch so'n kleines Mädsel!) Eins aber wurde sonnenklar, daß dieser Kuß fachmännisch war, er war verblüffend sonderbar! Ein roter Schimmer wurde wach, Herr Puckellonder hält in Schach ein Temprament, hinreißend, jach -- das mich, Gott ja, na also, ach! Dies aber war, na wissen Sie, ein Popanz reger Phantasie. Ein Temprament von meiner Art geht trällernd auf die Himmelfahrt. Er war von löblicher Familie, sein Geld besaß meistens Ottilie, der Rest, infolge Zähigkeit nächster Verwandten Sterblichkeit war nicht vollendet erbbereit. Dies diente uns zum krassem Frommen, sonst hätt' Ottilie es geklommen XV. Hier muß ich streng mich selbst beschwichten, zuchtvoll verzichten auf's Berichten, dies darf ich nun nicht weiterdichten. Die Discretion erfordert Pflichten von Bräuten, Frauen, Tanten, Nichten der besseren Gesellschaftsschichten. Erläuternd eh'liches Charmir'n, den zagen Gatten zu blamir'n mußt ich mich legitim genir'n. Es ist nicht einwandfreier Styl, besudelnd alles Zartgefühl -- man weiß zu viel, man harrt so schwül auf dem Pfühl -- ornamental -- des Himmelbetts auf den Gemahl: "Wo bleibt der Glanz ---?" schreit bittertiefe Observanz, hohnwütig, kritisierend-kühl, laut-raus -- Graus. Vor solchem Scheußlichkeitsscandal verfärb ich mich aschgreulich fahl. Bis hier, dies merkt der Denker jeder, floß es mir harmlos aus der Feder, munter, ein episches Gezeder. XVI. So viel merkt doch ein jeder Narr: auf meine Art bin ich und war auch sonderbar -- sonst wären wir kein Ehepaar geworden -wesen, in dem Jahr, Jahr-zeit Liebe. War das einmal wahr? Son-der-bar. | I. Sir August Puckellonder was, I say An architect quite strange in ev'ry way. I do not mean his odd physique, But private matters, quite unique - To speak of bluntly I'm not keen, And would consider crude and mean. II. Who wishes to consult or see him Might find his office on a whim At one p.m., to plan a house, but no - You better start with bootshelves low, A bookcase, say, or heavenly Bed with a glam'rous canopy. Sir Puckellonder's genius innate Such peerless work can easily create. III. He who hates all his home furnishings, That fail to strike a chord with his heartstrings Who his ornate abode contests, Whose sideboard he in fact detests, Who shudders in disgust of em'rald plush, Who ruby plush considers mush, Who perls or cross-stich plague outright, So that he screams night after night - Well, those like God August revere, While cross-stich lovers at him sneer. IV. But what I here want to report And in poetic garb cavort Is how the fashionable man, Who more than Van de Velde can, Who so uncannily espies his soul Within an ordinary toilet bowl - How this great mind in body meak Tried womanhood to blindly seek. V. In fair Bavaria lies a town Where Art and Beer are in renown. There August Puckellonder came As a young man to seek his fame, Took residence near English Park Bringing his wealth of forty-thousand Mark. For those he had not dearly vied, No, his good father had just died. VI. Sir August managed to appear Even back then as rather queer. Dark urgings did quite often him excite To roam the streets in rather dim twilight. Keen Cupid spurred him to a trot St. Anthony would keep him on the spot. His pants in front bulged forth in confidence, His coat-tails hanging limp with less pretense. Thus he returned home rather late Invariably without a date.] VII. But at long last a maid found him, Dressed in a frock all chaste and trim. That one did size him up with flair; She was not young she was not fair (It happened when the light was spare). Her eloquent complaints poured out in rambles How home and heart were all in shambles. VIII. Sir August's deeply hidden drives Promptly turned into kindness for all lives. The mother on her death-bed lay, The father on the run -- Thank God, we say! The uncle, not unlike the father, Arrest awaited, though he'd rather Care for Ottilie and sick mother. No, never would she walk the street. No! Rather death head-on she'd meet! Sir August sprang to her rescue, and how, Humanely, with a mere cool thirty-thou. IX. And now all became crystal-clear: Ottilie was herself quite queer. She cruised the town night after night With officers or civies, less uptight. No longer chastely starched her crumpled dress (On August's mind this did at last impress). And just at this point he had finally planned To woo the maiden he had given such a hand! Oh dear! The artist's newly-found elation Rose tumescent, ready for a confrontation. Through coyness and chagrin he'd tack There WAS no object to attack! X. When he was ready for a bold advance Ottilie, dressed to kill, did vanish in a prance. She now was finacially set up -- That, Puckellonder did wake up! And now he started ruminating about that: How come? Why ever? Wherefore? For what? To speculate To sonorate To simulate To fabulate Soul searching of this kind, oh well, Was his alone, and without parallel. So all exclusive he was now - That was well worth a measly thirty-thou! XI. His keen hound's nose was leading all the way, So, on a Freudian couch he lay: Why can I hate not? Why can I spend not? Why can I ... [get it up] not? Why can't I have Ottilie dear Arrested at the courthouse near? Would THIS act help in my quest for The soul's so much entangled core. Which made me sorry, sad and sore? Was SHE of the manipulating kind? Was I a dunce, was I just blind?? XII. Should I rebuke HER, is SHE dense? Am I at fault, on men's pretense? Woman is all of carnal tissue, A Higher Soul [like mine] just can't take issue! Perhaps, the girl is right and fine? She IS adorable and genuine! Ottilie! Female essence, you! You are not bad! Benignly I renounce you, since you had No love, no knowledge of my Being - Had you just waited for the seeing Of my great splendour - YOU now are the victim! So went the depth of August's dictum! XIII. This self-styled tax on a desire crossed, (for good advice comes at a dire cost!) Made him explicably much shier - So, in the future, from our first kiss There was essential stuff amiss. To him who sits in doubt, derides my tale, I say "You lack good judgement," anyway - On my pure brow a most ecstatic kiss he lay! XIV. This enigmatic act did much bemuse me [an innocent young girl I was, you see!]. Such kiss was worthy of the Master's craft. It was peculiar, perplexing, it was daft! My red-hot blooming passions were Kept at a check by August then and there. My temperament was like a tidal-wave, I guess, It made me... good God,... alas,... well yes! This was, however, you must know His wishful thinking; there was no go. My temperament was of the strongest kind, So that a trip to Hell I'd hardly mind! He, in contrast, came from a good family -- Most of his wealth, alas, belonged to Ottily. No more if it was to be had, Due to some relatives who clung to life, too bad! They stubbornly refused to die for now. But good that they were holding on --and how! Ottilie would have snatched it, anyhow! XV. Here I most sternly must myself restrain, Renounce my plans, to tell my tale abstain: I surely cannot tell those facts in verse: Discretion calls, for brides, a limit terse, For wives and aunts and nieces, a sobriety Imposed on all of them by High Society. To talk about a marital disaster Would bring some blushing to the husband-master; To talk so freely would be vile, And of objectionable style! A simple touch... But incite simply knows too much. For instance, how one oft awaited With longing passion, unabated -- "Where is the glitter?" I lament Or rather scream in bitter mood, And rail, unleashed, and rather crude -- I kicked him out. It got quite loud. Dread reigned like a most ominous black cloud. Faced with this horrid scandal's tale, My colour turns a ghastly shade of pale. Up to this point, of my free will, The ink flowed freely from my quill, And, to be marked by all sage men, Into a lively, coarse harangue. XVI. That much does not escape the common fool, In my own way, and following my school, I was indeed myself quite queer -- Or, we would not have wed that year! Nor had four seasons of a love sublime -- Did this all happen, once upon a time? "How odd, how strange," my thoughts now chime. |