
Tagszeiten II
Du grosse Erde ruhst im Mittagschlummer,
Du sorgst dich nicht, dass deine Flur erblühe,
Um Sold der Ernten trägst du keine Mühe,
Und um Erstorbnes kennst du keinen Kummer.
Du hast, was wir erflehn, das leichte Leben,
Da Mond und Sonne ewig sich entzünden
Aus eigner Kraft, wenn sich die Jahre ründen:
Brunnen, die selber sich das Nass entheben.
Doch du gebarst, dich selber zu bespiegeln,
Das seltsame Geschlecht, die Erdensöhne;
Nun ringen ewig sie nach Grösse, Schöne,
Und weil sie ewig ringen, so besiegeln
Den eignen Fluch sie, eigenes Verderben;
Du aber schauest ruhig zu, gelassen,
Und trägst sie ohne Lieben, ohne Hassen,
Die Erdensöhne, die um Gottheit werben.
Wanderungen 11, p. 24 |

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