Felix Paul Greve's Poems
1898-1909


Felix Paul Greve
GERMAN POEMS

1902-1909
e-Edition by Gaby Divay
© January 2007

University of Manitoba Libraries
FPG & FrL Collections
University of Manitoba Archives

How to cite this e-Edition of Greve's German Poems, 1902-1909




Gedichte: II. Mona Lisa
von
Felix Paul Greve


So thronst du lächelnd manch jahrhundert schon
Im stummen kreise der verblichnen felsen.
Und vor dir rauscht das volk in dunklen scharen
Und hat für deine schönheit keinen blick

Wir aber sitzen bleich, erschüttert da
Wir, die wir kehren zu der ewig Einen,
Und deine lippen regen sich und reden
Und künden worte dunkler weisheit voll.

Doch unsrem herzen bist du hoch und fremd
Und von dir gleiten unsrer liebe pfeile
Und lächelnd schaust du, wissend in die ferne
Wissend um alles lebens schmerz und lust.

Aus deinen augen dringt ein milder strahl
Und tastet an uralt vernarbten wunden,
Und von den lippen tropft ein süsser balsam
Der unsre blicke wie mit thränen schliesst.

Dich schuf das leben selbst mit frueher hand
Und du warst längst, als dich ein traum erschaffen:
Seit allen zeiten thronest du und lächelst,
Seit allen zeiten raetselvoll und fremd.

Manuscript, Stefan George Archiv




How to cite this e-Edition:
Greve, Felix Paul. GERMAN POEMS, 1902-1909. e-Edition by Gaby Divay. Winnipeg: UM Archives & Special Collections, ©2007.
PEd/2gre/
Accessed ddmmmyyyy [ex: 20sep2007]


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