 |
|
Fanny Essler
POEMS
1904/5
e-Edition by Gaby Divay
© January 2007
How to cite this e-Edition
of Fanny Essler's Poems
Gedichte:
I.
von
Fanny Essler
Tunis, Herbst 1903
Gestorben sind die Blumen in dem Teich,
Auf tiefem Grunde ruhen sie im Traum -
Die weißen mit dem goldgestäubten Stern,
Und andere mit scharlachrotem Saum,
Und die geleuchtet gleißend gelb von fern
Wie ein Geschmeide aus geschlagenem Gold,
Bewegliche, wie Falter anzusehn,
Die violetten Blätter flachgerollt,
Und jene steifen, bläulichen Nymphäen -
Sie ruhen alle auf dem Grund im Traum;
Der große Teich liegt glatt und blau und leer,
Nur schwarze Froschbrut tummelt sich umher
Und zieht am Marmorrande trüben Schaum.
Die hohen Bambuswedel am Gesträuch
Sind gelb und dürr und wiegen in der Luft
Und flüstern lange, seidige Geschichten
Und stöhnen schwer wie Geister aus der Gruft.
Und knarrend suchen sie sich aufzurichten,
Wenn sie ein Windstoß in die Erde drückt;
Von roter Sonne westgewandtem Ball,
Der Tag um Tag dem Erdrand näherrückt,
Güldet ein Leuchten schleichenden Verfall -
Der Bambus wiegt erflimmernd in der Luft -
Blau liegt der Teich, liegt unbewegt und glatt
Und malt in klarer Tiefe Rohr und Blatt -
Darüberhin von Myrten herb ein Duft.
Dort steht der große Gummifeigenbaum,
Goldschwere Früchte nicken in den Zweigen
Aus glänzendgrünem, großblättrigem Laub;
Und hinter ihm in schattendunklem Schweigen
Ein braunes Wasser steht, bedeckt mit Staub,
Und blickt mich an starr wie ein tot Getier -
So sah ich einmal schon die Dinge sterben:
Am Rande dieses Wassers saßen wir
Und wußten nichts vom schreitenden Verderben -
Da glühten runde Früchte in den Zweigen -
Wie Goldgewebe schimmerte dein Haar,
Dein Auge scharf und wie das Wasser klar
Sah ich im Sprechen kalt sich zu mir neigen....
Die
Freistatt, 6 (1904), p. 700/1 |
|
How
to cite this e-Edition: |
Essler, Fanny. POEMS,
1904/5. e-Edition by Gaby Divay. Winnipeg: UM Archives & Special
Collections, ©2007.
PEd/3fe/
Accessed ddmmmyyyy [ex: 20sep2007] |
|  |
|
|