Felix Paul Greve's Wanderungen
Munich: February 1902



Felix Paul Greve
WANDERUNGEN

Munich 1902
e-Edition by Gaby Divay
© January 2007

University of Manitoba Libraries
FPG & FrL Collections
University of Manitoba Archives


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Lieder des Dankes und Gedenkens[15]

Den Meistern [I]: [Beethoven]

Ich wohnte in einem einsamen Schloss,
Und rings umhegt es ein weiter Garten,
Aus dem ich der Blicke schönste genoss,
Ob ihn Cypressen und Eichen gleich wahrten

Vor allen fremden, zudringlichen Schauern
Und kaltem, unerbetnem Besuch.
Doch rings um den Hügel lief an den Mauern
Entlang ein Pfad, verschwiegen genug.

Vier Steine dort in den Ecken standen
Aus weissem Marmor im dunklen Buchs,
Die Epheuranken wuchernd umwanden,
Aus feuchtem Boden nährend den Wuchs.

Und auf den Steinen standen vier Namen,
Der Gäste, die ich täglich empfing,
Die ungerufen zu mir kamen,
Mit denen ich schweigend im Garten ging:

Im Osten, dem dunklen Gebirge näher,
Aus dem mir jede Sonne stieg,
Da stand dein Name, Nietzsche, du Seher,
Du Kämpfer im Krieg, du Dulder im Sieg.

Und drüben im Westen, nahe dem Meere,
Dem brausenden Meer, das niemals schlief,
Da stand der Name Böcklins, der hehre,
Der oft mich zu vollerem Leben rief.

Im Süden aber, von Rosenhecken
Und blühenden Büschen umschlossen ganz,
Da leuchtet hervor aus duftgen Verstecken,
George, dein Name mit milderem Glanz.

Doch unter den Eichen, den dunklen, im Norden,
Am Fels, wo der Sturm seine Lieder sang --
Von dem mir Erschütterung immer geworden,
Kein Name, als deiner, Beethoven, erklang.

Wanderungen 16, p. 51




How to cite this e-Edition:
Greve, Felix Paul. Wanderungen (Feb. 1902). e-Edition, Gaby Divay. Winnipeg: UM Archives & Special Collections, ©2007.
pEd/1wan/
Accessed ddmmmyyyy [ex: 20sep2007]


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